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Ich habe mir lange überlegt, ob ich darüber nun schreiben soll oder nicht, aber die Vorkommnisse dieses Tages fand ich so unglaublich, das ich mich entschlossen habe doch darüber zu schreiben.
Heute Mittag wollten wir wieder mit einer Fahrradrikscha fahren, aber diesesmal zum Assi Ghat, welches knapp 6 Kilometer vom Hotel entfernt lag. Ein Rikshawfahrer war gleich gefunden und der auch gleich 200 Rupee veranschlagte, eine Fahrt welche für einheimische nur 60 Rupee kostet. Ich sagte ihm zu teuer, und er wiederholte sein Angebot, ich drehte mich um und fragte den nächsten, der 150 sagte, worauf ich 100 sagte, Deal.
Der erste Fahrer rastete total aus und meinte er würde auch für 100 Rupee fahren und versuchte Andy mit roher Gewalt auf seine Rikshaw zu ziehen. Nach einigem zerren von der anderen Seite gab der Fahrer dann auf und wir saßen auf der anderen Rikscha. Unter lautem Gemaule ging die 100 Rupeefahrt gemütlich los, nach weiteren dreißig Minuten waren wir dann auch am Assi Ghat. Von hier aus wollten wir Fluss abwärts laufen, als wir plötzlich vor der zweiten Verbrennungsstelle in Varanasi standen, hier führte auch kein Weg drum herum, sondern nur mitten durch. Also bahnten wir uns einen Weg über den Platz, vorbei an fertigen Scheiterhäufen, vorbei an solchen die schon in Flammen standen und das im Abstand von zwei Metern. Nachdem nun hier aber keiner Aufdringlich auf das Fotoverbot pochte und uns eigentlich keiner beachtet hatte, sind wir auf einem Plateau mit Steinbänken, von wo man einen guten Überblick hatten, stehen geblieben und haben uns unter die anderen Inder gemischt.

Alles ist öffentlich in Indien

Schockierend dabei war für mich nicht der Anblick der brennenden Holzstapel mit den schemenhaften Strukturen der Körper oder die menschlichen Überreste, welche nicht komplett eingeäschert im Ganges entsorgt wurden, schockierend war, dass der Tote genauso wie Wäsche waschen, kochen, Reparaturen, etc. ganz öffentlich auf der Straße für die Zeremonie vorbereitet wurde. Während in Deutschland Tücher als Sichtschutz auf der Straße über einem Toten errichtet werden, liegt hier der Verblichene auf einer Stufe am Ganges, während rechts daran der Alltag vorbei zieht, wird gewaschen, in Tücher gewickelt, auf eine Trage aus frischen Bambusrohren gelegt, mit allerlei Blumen und bunten Tüchern geschmückt. Am Gangesufer Am GangesuferBevor die sterblichen Überreste auf den Scheiterhaufen kommen, wird der Körper noch einmal in den Ganges getaucht. Nach hinduistischem Glauben, kann der Geist, die Gedanken und Gefühle der verstorbenen Person nur dann bei der Einäscherung frei kommen, wenn der Kopf unverschlossen ist. Diese Öffnung übernimmt ein Geistlicher, der auch den Scheiterhaufen in Brand steckt. Davor haben die Angehörigen noch jede Menge Opfergaben, wie Parfüm und wohlriechende Pulver, Räucherkerzen und Flüssigkeiten, welche wir nicht bestimmen konnten, dem Scheiterhaufen beigefügt. Um so interessanter ist es aber, dass es an diesen Verbrennungsorten nicht nach verbranntem Fleisch oder ähnlichem riech. Anfangs riecht es nach den Zugefügten Pulver, ähnlich wie Weihrauch danach nur noch nach Holzfeuer.

Im Tot ist auch in Indien nicht jeder gleich

An dieser Verbrennungsstelle konnte man auch sehen, welche Person wohlhabend war und welche weniger. Bei den Wohlhabenden waren die die Holzstapel so üppig, das die Mitarbeiter mühe hatten diesen zu entzünden, brannte er dann, dann waren die Flammen Meter hoch. Auch lag der Körper komplett auf den Holzstapel.
Einem Körper, der vorbereitet wurde, konnten wir zwar nicht direkt sehen, aber durch das Tuch war zu erkennen, das der Köper dünnen und ausgezehrt war, der Scheiterhaufen bestand aus wenigen Ästen und nicht ganz verbranntes Holz von vorherigen Einäscherungen. Die Menge des Holzes war so wenig, das die Mitarbeiter versuchten Geld zu sammeln, aber keiner gab etwas. Der Leichnam wurde auf den Holzhaufen gelegt, wobei nur die Mitte des Körpers auf dem Holz lag, Kopf und Füße waren in der Luft und so wurde das Holz entzündet. Eine Stunde kokelte der Leichnam vor sich hin, das Tuch war mittlerer Weile zerfallen. Ein trauriger Anblick, während drum herum alle Scheiterhäufen in Flammen standen. Im Hintergrund sah ich beim Holzverkäufer, wie Holzscheite auf einer Waage abgewogen wurden und mir kam eine Idee. Ich ging runter in die Nähe des Elends und krallte mir einen Mitarbeiter, welcher kein Englisch verstand und ich versuchte ihn mit Händen und Füßen zu fragen, was es kostet da noch ein paar Scheite mehr Holz aufzulegen. Klappte nicht.
Aber drumherum standen mittlerer Weile gut fünfzig Inder, welche fasziniert der Darbietung des Europäer zuschauten. Ich rief in die Menge wer englisch spricht, natürlich keiner, und keiner hat auch nur die Anstalten gemacht zu helfen. Alle glotzten blöde, wobei ich sicher bin, das einer bestimmt geschnallt hat, was ich wollte, ein Student in der Nähe konnte ein paar Brocken englisch und verstört über mein Anliegen übersetzte er.

Was immer ich geben will, ist genug - oder auch nicht

Was immer ich geben will, ist genug. Also holte ich meinen Geldbeutel raus, raunen im Hintergrund, und drückte dem Mitarbeiter 200 Rupee in die Hand. Schnell verschwand das Geld in seiner Tasche, so gleich fing er auch an Holzstücke auf dem Platz zusammen zu suchen, von den anderen Feuerstellen etwas Holz zu holen und das dem Scheiterhaufen zuzufügen. Das war nicht in meiner Absicht und das deute ich ihm auch an und der Mitarbeiter machte Wartegestiken. Irgendwann verschwand der Mitarbeiter und ich bin ihm hinter her und musste aber feststellen, das er mit dem Geld in der Hand beim Holzverkauf stand und auf einen Verkäufer wartete. So blieb ich im Abstand stehen.

Der Verkäufer

Ein dicker Inder war plötzlich da, wo er herkam konnte ich nicht sehen, er war plötzlich da. Ein kurzes Gespräch und der Holzverkäufer riss ihm das Geld aus der Hand. Eine weitere Frage wurde mit dem Nicken des Angestellten in unsere Richtung quittiert. Andreas war inzwischen auch da, dem war meine Aktion erst etwas suspekt, da ich mich hier in eine Kultur einmischte, die wir nicht verstanden, wie meinte. Nicht alles ist vergänglich Nicht alles ist vergänglichJa er hatte recht, ich mischte mich hier ein. Ich mischte mich ein, weil ich es als Unrecht empfand, das diese Einäscherung dieser Person keine Einäscherung war. Ich weiß nicht, wie gläubig diese Person war, aber diese Person gehörte dem Hinduismus an, dann hat sie doch auch das Recht auf eine vernünftige Einäscherung. Ist in Deutschland doch nicht anders.
Als der Verkäufer uns sah, sah er erst irritiert aus und dann sah ich Dollarzeichen in seinen Augen. Er kam zu uns und fragte Andy für welche Feuerstelle wir das Holz brauchen und er erklärte ihm zweimal für welche. Danach drehte er sich um und meinte, dass Holz teuer sei, worauf ich erwiderte wir brauchen nur etwas Holz um das Feuer zu vergrößern. Er machte noch immer keine Anstalten und etwas Holz zu verkaufen, so wurde ich ungeduldig. Ich wollte ihm das Geld wieder wegnehmen, aber der hielt es ziemlich fest in seiner Hand.
Wenige Augenblicke später, wandelte seine Stimmung, er gab mir das Geld und brüllte mich an, ich solle verschwinden. Fassungslos von soviel Kaltschnäuzigkeit an so einem heiligen Ort lies ich mich wortlos von Andreas wegziehen.
Wenig später kochte ich aber vor Wut und ich wäre am liebsten zurück, aber Andreas meinte, dass es keinen Sinn hätte, wenn wir die Sprache nicht konnten. Wenig später ging meine Wut in Ärger über. Ich ärgerte mich darüber, ob ich nicht zu vorschnell über den dicken Inder geurteilt hatte und er vielleicht doch nur was erklären wollte... Auf der anderen Seite wird man permanent über den Tisch gezogen. Lag ich aber hier falsch?
Hat mein Bauchgefühl dafür gesorgt, dass die Person nur zur Hälfte verbrannt wurde?
Waren die 200 Rupee wirklich zu wenig?
Zurück im Hotel fragte ich nach, was das Holz für einen Scheiterhaufen kosten würde, welcher eine Person ganz umschloss, als Antwort bekam ich um die 3000 Rupee..

Für 3000 Rupee gibts einen Haufen Holz

Auf die Frage warum ich das wissen wolle, erzählte ich die Geschichte. An solchen Plätzen wird man immer über das Ohr gehauen gabs als Antwort.
Entrüstet sagte ich recht laut, das war ein heiliger Ort, am heiligen Ganges, wie kann es eine Person hinduistischem Glaubens das machen? Schweigen. Ich wiederholte meine Frage energischer, betroffener Blick und keine Antwort.
Korruptes Pack, ihr braucht hier was guten und schlechtem Karma predigen und an einem solchen Ort dann die Gutmütigkeit anderer so derart ausnutzen.

Was lehrt mich das nun

Ich war fassungslos, selbst vor dem Hinduismus haben die Inder scheinbar keinen Respekt.
Oder was soll mich das Lehren? Religion ist nur solange gut, wie kein Geld, im Spiel ist?
Ist Religion dann doch nur wieder ein Mittel um an Geld zu kommen, wo die Gutmütigkeit oder die Angst Gläubiger dreist ausgenutzt wird?
Karen meinte: Wenn Dummheit und Fanatismus und Engstirnigkeit aufeinandertreffen..... Das ist wohl völlig unabhängig davon, wo auf der Welt und vor welchem religiösen Hintergrund das stattfindet! Bleibt nur, sich selbst immer zu reflektieren und der Nachwelt beizubringen, immer über den Tellerrand zu gucken!
In den letzten Tage habe ich lange über das Thema nachgedacht und mir persönlich sind mehr Zweifel gekommen als mir lieb war....

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Kommentare der Besucher:

David schrieb am 04:32 28.10.2014:

Ich dachte ja wirklich, dass hier in Indien die Religion, welche gepredigt wird, auch gelebt wird. Stelle ich mir halt die Frage, warum dann überhaupt Religion?

Kristina schrieb am 04:00 28.10.2014:

Ich bin ja jetzt school lange hier und kann dazu leider nur sagen, dass es mich nicht ueberrascht. Hier ist sich jeder selbst der naechste. Schockierend - klar. Einmischen - wenn man jemand hat der sich auskennt, erklaert und die Sprache beherrscht.

Rolf schrieb am 20:22 27.10.2014:

Zitat: "Ist Religion dann doch nur wieder ein Mittel um an Geld zu kommen, wo die Gutmütigkeit oder die Angst Gläubiger dreist ausgenutzt wird?" Äh - ja. Was hattest Du gedacht???

Simi schrieb am 12:25 27.10.2014:

Schockiert